Naturnahe Gärten fördern 

FGBO fordert ganzjährige kostenlose Entsorgung von Grünabfall

22.12.‘17

von Uwe Dammann

Der Nachbar ist genervt. Jetzt muss er schon wieder mit seinem Anhänger voller Grünabfall in Richtung Weserpark auf Bremer Stadtgebiet fahren, um sein Grünzeugs, das beim späten Novemberschnitt angefallen ist, hier auf einer Deponie kostenlos loszuwerden. Die beiden kostenlosen Sammeltermine im Flecken Ottersberg – jeweils Ende November und Anfang Dezember - hat er wieder einmal verpasst.

Die Anlieferung außerhalb dieser Termine auf dem Ottersberger Abfallhof, der vom Landkreis betrieben wird, kostet je 0,1 Kubikmeter ein Euro und bei einer Menge über einen Kubikmeter pro Tonne rund 50 Euro. Reine Laubabfälle bis ein Kubikmeter werden mit 2,50 Euro berechnet. Für eine durchschnittliche Ladung eines kleinen Anhängers kommen so schnell an die 10 Euro oder mehr zusammen. Zu viel, findet der Nachbar und fährt stattdessen lieber nach Bremen um seine gekappte Buchenhecke in Bremen kostenlos loszuwerden.

Im eigenen Garten noch mehr kompostieren als bisher, kann er nicht. „Ich habe einen großen Komposthaufen, aber noch größer soll er nicht werden", sagt er und sucht deshalb nach kostenfreien Möglichkeiten, den Grünabfall loszuwerden. Der Nachbar ist nur einer von vielen. Etlichen ist die Anlieferungsmöglichkeit auf der Ottersberger Deponie, die vom Landkreis betrieben wird, schlicht zu kostspielig.

Aus diesem Grund hat die FGBO-Fraktion in diesem Jahr während der Beratungen zum Haushalt 2018 gemeinsam mit der SPD und den Grünen den Antrag eingebracht, den Grünabfall künftig ganzjährig kostenlos auf dem Ottersberger Abfallhof entsorgen zu können. Doch angesichts des Haushaltsloch im Ottersberger Gemeindeetat, das in diesem Jahr ein dickes Minus ausweist und ein Haushaltskonsolidierungskonzept erfordert, hat die Fraktion den Antrag aktuell wieder zurückgezogen.

Zuvor hatte Gemeindekämmerer Christian Heinrich den Ratsmitgliedern vorgerechnet, dass eine ganzjährige kostenlose Entsorgung des Grüns zwischen 35 000 und 50 000 Euro an Kosten pro Jahr bedeuten würde. „Auf Nachfrage beim Landkreis Verden als Betreiber der Abfalldeponie wurde mir mitgeteilt, dass dort im Jahr 2016 zirka 20 000 Euro aus der kostenpflichtigen Annahme von Grünabfällen eingenommen wird", sagt Kämmerer Heinrich. Da die zweimalige jährliche kostenlose Sammlung des Fleckens dann obendrein eingestellt würde, und somit diese Mengen auch kostenpflichtig werden, geht die Verwaltung von einem Mittelbedarf von zirka 35 000 bis 50 000 Euro für diese Position aus, so Heinrich. Das erschien angesichts der Ebbe in der Gemeindekasse den Fraktionen zu hoch.

Doch grundsätzlich will die FGBO auch in den nächsten Jahren in kommenden Haushaltsberatungen den Antrag wieder auf die Agenda setzen. „Für uns ist das nicht nur ein Service für die Bürger, sondern auch ein Programm, um weiterhin naturnah gestaltete Gärten zu unterstützen", so die Begründung in dem Antrag. Angesichts des starken Rückgangs von Insekten und Vögeln, die nicht nur auf den Feldern, sondern auch häufig in steril gestalteten Gärten, nicht genügend Nahrungsgrundlagen finden, sei die Anpflanzung von heimischen Laubbäumen und Sträuchern dringend notwendig.

Anstatt pflegeleichter Koniferen, die Tieren kaum eine Nahrungsgrundlage bieten, sollten die Bürger besser einheimische Pflanzen wie Linde, Buche, Schlehe oder Weißdorn anpflanzen. Doch bei diesen Pflanzen fällt deutlich mehr Grünabfall an. Der Grünschnitt könne in den meisten Fällen nicht ausschließlich in den eigenen Gärten kompostiert werden.

Bereits in den 1990er-Jahren hatte die damalige Mehrheit von SPD und Grünen im Ottersberger Gemeinderat die kostenlose Abnahme von Grünabfall beschlossen. Doch mit zunehmenden Haushaltsengpässen wurde die Abgabe des Grünschnitts wieder kostenpflichtig – zum Leidwesen vieler Bürger, die entweder die Entsorgung auf der Ottersberger Deponie bezahlen müssen oder nach Bremen fahren. In der Hansestadt wird der Grünabfall auch weiterhin kostenlos angenommen.

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Übrigens:

"Wer nichts waget, der darf nichts hoffen."

Friedrich Schiler

Wer ist eigentlich:

Nils Reineke

Seit 2008 Lehrer an der Kooperativen Gesamtschule Tarmstedt, Jahrgang 1981, verheiratet. Seit 2015 Mitglied in der FGBO.
Zunächst in Posthausen lebt er nun in Quelkhorn. Er ist in einigen Jagdgebrauchs- hundevereinen aktiv und ist Jagdhornbläser in der Bläser- gruppe Fischerhude West.

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