"Wer nichts waget, der darf nichts hoffen."
Friedrich Schiler
14.02.‘25
Von Uwe Dammann
Ottersberg. Zugegeben, die erste Rückmeldung der rund 225 angeschriebenen Ottersberger Bürger war eher mau. Die Verwaltung musste ein zweites Mal aktiv werden, um 20 Mitglieder an der Teilnahme zum zweiten Ottersberger Bürgerrat zu motivieren. Aber dann klappte es – und die Ergebnisse, die Einbeziehung der Bürger an der Beratung für ein geplantes Wohnprojekt in Fischerhude-Quelkhorn, können sich wahrlich sehen lassen. Konkret geht es um den Bürgerrat im Flecken Ottersberg, über den Bürgermeister Tim Willy Weber auf der jüngsten Mitgliederversammlung der FGBO berichtete.
Während der erste Bürgerrat vor zwei Jahren unter der Überschrift „Jung & Alt in Ottersberg“ tagte und die Frage behandelte „Wie kann es gelingen, dass sich Kinder, junge Erwachsene und Ältere heute und in Zukunft wohlfühlen in Ottersberg?“,und die Teilnahme der Bürger als Ergebnis unter anderem die Einführung des digitalen Dorffunks voranbrachte, sollte diesmal das gerade in Fischerhude durchaus polarisierende Thema "Wohnbaupolitik" aufgegriffen werden. War der erste Bürgerrat noch thematisch breit angelegt, um Anregungen in vielen gesellschaftlichen Bereichen zu erhalten, so fokussierte sich also der zweite Bürgerrat auf eine ganz konkrete kommunale Herausforderung. Es geht um „Innenraumverdichtung mit Augenmaß und Fantasie“ am Beispiel eines Neubaugebiets , das die Gemeinde in Quelkhorn entwickeln will, und zwar auf der bisher landwirtschaftlich genutzten und von alter Bebauung umgebenen Fläche im Dreieck zwischen Bodderweg, Mittelweg und Lilienthaler Straße.
Die Beplanung für Wohnzwecke ist laut Bürgermeister Weber „eine ganz konkrete kommunale Herausforderung“, die die Gemeinde mithilfe von Bürger-Expertise angehen wollte. Wie soll die Bebauung dort gestaltet und wie dicht soll die Fläche besiedelt werden? Wie könnte der Verkehr gelenkt werden? Braucht es ergänzende Infrastruktur? Welche Herausforderungen bringt die tiefe Geländelage an der Wümme mit sich? Fragen, zu denen der Bürgerrat Möglichkeiten, Ideen und Sichtweisen diskutieren und formulieren konnte. „Es geht auch darum, dass die Bürger die demokratische Erfahrung der eigenen Wirksamkeit erleben“, so Weber. Schließlich kämen im Bürgerrat auch Menschen zu Wort, die sich ansonsten eher selten am politischen Diskurs beteiligen.
So ganz unerfahren in der Debattenkultur waren die Teilnehmer des zweiten Bürgerrates in Ottersberg aber auch nicht. Die große Mehrheit von ihnen ist Mitglied in einem Verein, zwei Teilnehmer engagieren sich auch politisch.
Erstaunlich – aus Sicht der Verwaltung um Bürgermeister Weber und Bauamtsleiter Ralf Schack, waren aber vor allem die Ergebnisse aus dem zweiten Bürgerrat. Die klassischen Einfamilienhäuser, die im Flecken Ottersberg sehr stark vertreten sind, wurden auf der Fläche der ehemaligen Hofstelle am Bodderweg nicht gewünscht. Stattdessen sprach sich eine Mehrheit für dreigeschossige Bauten mit kleineren Wohneinheiten aus. Das heißt, die Bürger wünschen sich eher eine Bebauung in die Höhe, anstatt in die Fläche. Auch ein unbebauter Bereich auf dem Gelände mit viel Grün und die Möglichkeit eines Treffpunkts seien wünschenswert. „Für uns – aber auch für den Investor – waren die Ergebnisse aus dem Bürgerrat sehr wertvoll“, sagte Weber. Die Empfehlungen aus dem Bürgerrat werden nun in die weitere Diskussion in den zuständigen Gremien wie Ortsrat, Bauausschuss und Gemeinderat einfließen. Denn entscheiden über die Ausgestaltung des Baugebietes muss immer noch der Gemeinderat.